Do., 21. Nov 2024, 07:29 Uhr


Wenn es keine Ketten geben würde, gäbe es wohl nicht mal halb so viele Regelfragen.

Ketten entstehen, wenn ein Spieler eine Karte oder einen Karteneffekt aktiviert. Ist dies geschehen, so kann sein Gegner oder wenn der dies nicht möchte derselbe Spieler, daran anketten.
Das klingt noch alles sehr trocken, aber gehen wir doch Stück für Stück an die Sache heran.


Eine Kette aufgebauen

Grundsätzlich kann immer an einen Karteneffekt (der nicht permanent ist) angekettet werden. Wichtig ist hier, dass wir die Zaubergeschwindigkeiten der einzelnen Effekte beachten und zwischen der Aktivierung einer Karte oder eines Effekts UND der Auflösung eines Effektes unterscheiden. Wir können nur mit Effekten mit der passenden Zaubergeschwindigkeit auf die Aktivierung eines Effekts reagieren und den neuen Effekt anketten.
Eine Kette kann solange aufgebaut werden, bis beide Spieler keine weitere Karte mehr aktivieren möchten oder können.
Man kann neben der Reaktion auf den vorhergehenden Effekt auch im fortgeschrittenen Kettenaufbau noch auf das Ereignis, welches der Auslöser für die Aktivierung des ersten Effektes der Kette war, reagieren.


Eine Kette aufgelösen

Grundsätzlich gilt, dass eine Kette von hinten nach vorn - also in die entgegengesetzte Richtung, in der sie aufgebaut wurde - aufgelöst wird.

Wichtig ist außerdem noch die unterschiedliche Betrachtung der Karte selbst und dem Effekt der Karte. Während der Auflösung der Kette ist der Effekt im Normalfall nicht mehr an die Präsenz der Karte auf dem Spielfeld, im Friedhof etc. (eben da, wo die Karte lag, als der Effekt aktiviert wurde) gebunden. Lag die Karte bei der Effektaktivierung zum Beispiel auf dem Spielfeld und wird vor der Auflösung des Effektes irgendwie auf den Friedhof gelegt, dann wird der Effekt trotzdem normal aufgelöst. Die wohl wichtigste Ausnahme an dieser Stelle bilden dauerhafte Zauber- und Fallenkarten, die keinen permanenten Effekt haben (wie u.a. "Letztes Angebot" oder "Antike Stadt - Regenbogenruinen"). Deren Effekte verfallen, wenn sie sich während der Auflösung nicht mehr offen auf dem Spielfeld befinden.

Wie vielleicht schon deutlich wurde, wird eine Karte im Normalfall nicht während der Auflösung einer Kette - und schon gar nicht bei der Aktivierung der Karte - auf den Friedhof gelegt. Die an einer Kette beteiligten Karten werden nach der vollständigen Auflösung der Kette auf den Friedhof gelegt oder wenn die Karten während der Auflösung der Kette durch den Effekt einer anderen Karte auf den Friedhof gelegt werden.
Auf jeden Fall gilt noch zu beachten, dass wir während der Auflösung einer Kette dieser KEINE neuen Effekte hinzufügen können! Dazu wird auch gesagt: In eine Kette kann nicht hinein gekettet werden.

1. Die einfachste Kette, die es gibt - nur ein Kettenglied

"Törichtes Begräbnis" wird aus der Hand offen in die Zauber- Fallenkartenzone gelegt:

Kettenglied 1: "Törichtes Begräbnis"

Die Kette besteht nur aus dem aktivierten "Törichtes Begräbnis". Bisher ist nicht viel passiert. Der Effekt des "Törichtes Begräbnis" wird noch NICHT angewandt, denn zunächst können die Spieler auf diese Kette reagieren, also anketten.
In unserem Beispiel, ist dies allerdings nicht der Fall und die Kette löst sich auf. Es wird nun ein Monster vom Deck in den Friedhof gelegt. Die Karte "Törichtes Begräbnis" wird nach der Auflösung der kompletten Kette auf den Friedhof gelegt und der Effekt von der Karte ist das endgültige Ergebnis der Kette.

2. Wir fügen ein weiteres Kettenglied hinzu

Wir kommen zur typischen Frage: Was passiert, wenn "Mystischer Raum-Taifun" an Karte XYZ (hier "Törichtes Begräbnis") angekettet wird?

Die Kette sieht folgendermaßen aus:

Kettenglied 1: "Törichtes Begräbnis"
Kettenglied 2: "Mystischer Raum-Taifun" -> zielt "Törichtes Begräbnis"

Da "Mystischer Raum-Taifun" zielt, wird das Ziel sofort bei der Aktivierung der Karte gewählt. Nun lösen wir die Kette auf, dies geschieht bei Ketten IMMER in umgekehrter Reihenfolge wie der Kettenaufbau:

Kettenglied 2: "Mystischer Raum-Taifun" zerstört jetzt "Törichtes Begräbnis"
Kettenglied 1: "Törichtes Begräbnis" legt ein Monster vom Deck auf den Friedhof

Da im Effekttext von "Mystischer Raum-Taifun" nichts von annullieren steht, wird danach der Effekt von "Törichtes Begräbnis" aufgelöst, obwohl die Karte selbst nicht mehr auf dem Spielfeld liegt.
Nachdem die Kette komplett fertig ist, werden aktivierte Karten auf den Friedhof gelegt. In unserem Beispiel befindet sich nur noch die Karte "Mystischer Raum-Taifun" auf dem Feld, diese wird nun einfach auf den Friedhof getan.

3. Eine spannende Kette mit 3 Kettengliedern

Spieler A aktiviert "Beschränkungsumkehr", Spieler B kettet "Königlicher Erlass" und Spieler A daran "Staubtornado" mit Ziel "Königlicher Erlass" an:

Kettenglied 1: "Beschränkungsumkehr"
Kettenglied 2: "Königlicher Erlass"
Kettenglied 3: "Staubtornado" -> zielt "Königlicher Erlass"

Bei der Auflösung wird zunächst durch Kettenglied 3 "Staubtornado", der "Königliche Erlass" zerstört. Damit endet der Effekt von "Staubtornado" und der "Königliche Erlass" wird auf den Friedhof gelegt.
Da nun die permanente Karte aus Kettenglied 2 nicht mehr offen auf dem Spielfeld liegt, verfällt deren Effekt. Die Folge davon ist, dass die Falle aus Kettenglied 1, "Beschränkungsumkehr", nicht mehr annulliert und das bei der Aktivierung angezielte Monster beschworen wird. Erst jetzt - nach der vollständigen Kettenauflösung - wird "Staubtornado" auf den Friedhof gelegt. "Beschränkungsumkehr" als permanente Karte bleibt auf dem Spielfeld liegen.

4. Nicht in eine Kette hinein ketten

Spieler A aktiviert "Verlockung der Finsternis" und kettet "Staubtornado" auf Spieler B's verdeckte "Wiedergeburt des Bösen", welche Spieler B wiederum ankettet und auf einen "Hundred-Eyes Dragon" zielt.

Kettenglied 1: "Verlockung der Finsternis"
Kettenglied 2: "Staubtornado"
Kettenglied 3: "Wiedergeburt des Bösen" -> Kosten zahlen (800 Lebenspunkte) + zielt "Hundred-Eyes Dragon"

Zunächst wird der "Hundred-Eyes Dragon" durch Kettenglied 3 "Wiedergeburt des Bösen", beschworen.
"Staubtornado" zerstört "Wiedergeburt des Bösen". Damit wird der permanente Effekt von "Wiedergeburt des Bösen" aktiv und zerstört "Hundred-Eyes Dragon". Dies begründet sich dadurch, dass permanente Effekte KEINE Zaubergeschwindigkeit haben und somit nicht die Kette nutzen. Deshalb können sie auch MITTEN in der Kettenauflösung aktiv werden.
Nun ist der Aktivierungszeitpunkt für den Triggereffekt des "Hundred-Eyes Dragon" gekommen. Da aber gerade eine Kettenauflösung stattfindet, kann der Effekt hier nicht aktiviert werden. Also wird mit der Auflösung des nächsten Kettenglieds fortgefahren.

Bleibt noch Kettenglied 1: Spieler A zieht zwei Karten und verbannt ein FINSTERNIS Monster von seiner Hand oder falls nicht möglich, sendet seine komplette Hand weg.
Damit ist die Kette aufgelöst und die verbleibenden Karten, "Staubtornado" und "Verlockung der Finsternis" werden auf den Friedhof gelegt.

Was ist jetzt mit dem nicht optionalen Triggereffekt von "Hundred-Eyes Dragon"? Dieser muss aktiviert werden. Da es nicht während der Auflösung der Kette ging, startet er automatisch eine neue Kette:

Kettenglied 1: "Hundred-Eyes Dragon"

Sollte auch hier keiner anketten, so nimmt sich der Spieler für den Effekt von "Hundred-Eyes Dragon" ein 'Erdgebundener Unsterblicher'-Monster vom Deck auf die Hand.


Simultane Effekte (SEGOC)

Wenn mehrere Effekte zum gleichen Zeitpunkt ausgelöst werden (triggern), haben wir einen Spezialfall, den wir unter simultane Effekte aufführen. (Auch 'SEGOC' - 'Simultaneous Effects Go On a Chain' genannt).
Dies ist die einzige Situation, bei der eine Kette von Effekten gebildet werden kann, die beide Zaubergeschwindigkeit 1 besitzen. Die Effekte werden immer folgendermaßen in die Kette eingebracht:

  • Zuerst nicht optionale Effekte des Turn Players
  • Dann nicht optionale Effekte des non-Turn Players
  • Anschließend optionale Effekte des Turn Players
  • Zuletzt optionale Effekte des non-Turn Players

Falls ein Spieler mehrere Effekte einer Art hat, bestimmt er selbst die Abfolge, wie diese in die Kette eingebracht werden.

Beispiel:

Ein Spieler hat 2 verdeckte Monsterkarten und der Gegner aktiviert "Verräterische Schwerter".
  • Nun werden beide Monster geflippt und ihre Flippeffekte triggern.
  • Der Spieler, der die beiden Monster kontrolliert, legt die Abfolge der Kettenglieder fest.

Spezielles Beispiel:

Spieler A hat einen verdeckten "Ryko, Lichtverpflichteter Jäger" und einen "Verwandlungskrug" verdeckt liegen. Spieler B aktiviert "Verräterische Schwerter".
  • Spieler A kann entscheiden, welcher der beiden Effekte zuerst auf die Kette geht.
  • Wenn Spieler A wählt, dass der Effekt von "Ryko, Lichtverpflichteter Jäger" Kettenglied 1 wird, wird "Verwandlungskrug" Kettenglied 2.
  • Hier wird zunächst der Effekt von "Verwandlungskrug" aufgelöst, danach der Effekt von "Ryko, Lichtverpflichteter Jäger".

Das war jetzt natürlich noch relativ einfach, schwierig wird es erst, wenn Effekte von beiden Spielern aktiv werden, die von unterschiedlicher Art sind. Es wird dann vorgegangen wie oben beschrieben.

Beispiele:

Spieler A ist am Zug und greift mit seiner "D.D. Kriegerin" einen gegnerischen "Ryko, Lichtverpflichteter Jäger" an. Er entscheidet sich, nach dem Kampf den Effekt von "D.D. Kriegerin" zu aktivieren.
  • Zunächst werden jetzt die nicht wählbaren Effekte des Turn Player, also die von Spieler A, in die Kette eingebracht. Da der keinen non-optionalen Effekt hat, geht es mit den non-optionalen des non-Turn Player los.
  • Somit wird der Effekt der "Ryko, Lichtverpflichteter Jäger" zu Kettenglied 1 und es wird die zu zerstörende Karte gewählt.
  • Anschließend kommen die optionalen Effekte des Turn Player auf die Kette, daher wird der Effekt der "D.D. Kriegerin" zu Kettenglied 2. Der non-Turn Player besitzt keine optionalen Effekte in dieser Kette.
  • Die Kette wird von hinten nach vorne aufgelöst, daher werden zunächst beide Monster durch den Effekt der "D.D. Kriegerin" verbannt.
  • Falls die gewählte Karte von "Ryko, Lichtverpflichteter Jäger" die "D.D. Kriegerin" war, würde der Effekt zunächst ohne Auswirkungen aufgelöst werden. Sollte eine andere Karte gezielt werden, wird diese zerstört. In beiden Fällen werden allerdings noch 3 Deckkarten auf den Friedhof geschickt.

Spieler A ist am Zug, hat 4 Teile der 'Exodia' auf der Hand und greift mit seinem "Sangan" einen gegnerischen "Sangan" an, der sich ebenfalls in Angriffsposition befindet. Spieler B hält ebenfalls 4 Teile der 'Exodia' auf seiner Hand.
  • Der Effekt des "Sangan" von Spieler A wird automatisch zu Kettenglied 1, da er der Turn Player ist.
  • Der Effekt des "Sangan" von Spieler B wird automatisch zu Kettenglied 2, da er der non-Turn Player ist.
  • Die Kette wird von hinten nach vorne aufgelöst und daher wird zunächst der Effekt des "Sangan" von Spieler B aufgelöst.
  • Spieler B holt sich das 5. Teil der 'Exodia' auf die Hand und gewinnt das Duell
  • Die Kette wird NICHT weiter aufgelöst. Siehe auch: Siegbedingung.

Wenn immer streng nach der Regel vorgegangen wird, sollte es kein größeres Problem sein, die Ketten bei simultanen Effekten richtig aufzubauen.

Spieler A ist in seiner Standby Phase und hat in seinem Friedhof einen "Baumfrosch" und einen "Heiliger Phönix von Nephthys" liegen. Spieler B hat seit einer Runde einen "Reißender Tribut" liegen.
  • Die Effekte gehen NICHT nach dem Prinzip der simultanen Effekte auf die Kette, weil sich die Effekte nicht gleichzeitig aktivieren, sondern ~irgendwann~ in der Standby Phase.
  • Spieler A kann nun entscheiden, ob er zuerst den "Baumfrosch" oder zuerst den "Heiliger Phönix von Nephthys" vom Friedhof holen möchte.
  • Spieler A entscheidet sich für "Baumfrosch".
  • Nun wird in einer neuen Kette der "Heiliger Phönix von Nephthys" beschworen und zerstört alle Zauber- und Fallenkarten auf dem Spielfeld. Spieler B Kettet an den Effekt des "Heiliger Phönix von Nephthys" seinen verdeckten "Reißender Tribut" an und befördert die Monster wieder auf den Friedhof.
  • Da wir uns noch in der Standby Phase befinden, kann Spieler A nun erneut den Effekt des "Baumfrosch" aktivieren und ihn spezial beschwören.

Mehr dazu im Kapitel Priorität in Phasen.


Schnelleffekte im SEGOC
Es ist auch möglich, das Schnelleffekte simultan auf die Kette gehen. Dies trifft vor allem dann zu, wenn die Schnelleffekte 'etwas annullieren' und diese dazu non-optional sind. Ein optionaler Schnelleffekt kann niemals simultan aktiviert werden. Ein nicht optionaler Schnelleffekt hätte hier IMMER Vorrang.

Beispiel:

Spieler A kontrolliert einen "Horus, der Schwarzflammendrache LV8" und einen "Drache des Lichts und der Finsternis". Spieler B aktiviert eine Zauberkarte aus seiner Hand.
  • Der "Drache des Lichts und der Finsternis" kettet sich hier nun automatisch als Kettenglied 2 an.
  • "Horus, der Schwarzflammendrache LV8" kann nicht aktiviert werden, da er einen optionalen Schnelleffekt hat, auch nicht nach dem SEGOC Prinzip.

Sollten sich zwei Monster auf dem Spielfeld befinden mit einem annullierenden nicht optionalen Schnelleffekt, so gehen wir bekanntlich nach dem SEGOC Prinzip vor, doch hier ist die Kettenauflösung interessant.

Beispiel:

Spieler A's "Sangan" wird vom Spielfeld auf den Friedhof gelegt. Spieler A kontrolliert zudem noch einen "Drache des Lichts und der Finsternis". Spieler B hat hier nur einen "Schädelsuchender Ritter" auf dem Feld.
  • Da wir hier zwei 'Pflicht-Effekte' haben, müssen sich die beiden offenen Monster an den Effekt des "Sangan" anketten.
  • Zuerst geht der Effekt des Turn Player auf die Kette, hier der "Drache des Lichts und der Finsternis".
  • Anschließend geht der Effekt des non-Turn Player auf die Kette, also der "Schädelsuchender Ritter", welcher auf den Effekt des "Sangan" reagiert hat.
  • Jetzt löst sich die Kette auf. Der Effekt von "Schädelsuchender Ritter" verpufft hier allerdings, da annullierende Effekte nur direkt das folgende Kettenglied annullieren können!
  • "Drache des Lichts und der Finsternis" löst sich auf und annulliert, nach Verlust seiner ATK // DEF, den "Sangan".

Wie wir sehen, können sich annullierende Effekte nur dann erfolgreich auflösen, wenn sie auch direkt vor dem ausgelösten Ereignis aufgelöst werden. Dies gilt für alle Effekte die etwas annullieren. "Schädelsuchender Ritter" ist hier nicht direkt an seinem ausgelösten Ereignis ("Sangan"), sondern am Effekt des "Drache des Lichts und der Finsternis" gekettet worden. "Schädelsuchender Ritter" kann hier auch nicht einfach den Effekt des "Drache des Lichts und der Finsternis" annullieren, schließlich hat der 'Ritter' nicht auf den 'Drachen' getriggert, sondern auf den "Sangan".

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